Liebe Dialektfreunde,
Professor Roland Kehrein (kehrein@uni-marburg.de) von der Philippsuniversität Marburg bat uns, bei einem neuen Forschungsprojekt behilflich zu sein. Der folgende Text beschreibt, worum es geht, und wer für die Studien gesucht wird. Bitte überlegt mal, ob ihr selbst oder jemand in eurem Freundes- oder Bekanntenkreis dafür in Frage kommen könnte.
Bitte verteilt diesen Text auch gerne an andere Dialektsprecher im Hinterland.
„Wir arbeiten gerade an einer Untersuchung, die eine wissenschaftliche Sensation erwarten lässt und bei der Dialektsprecher aus dem Hinterland die entscheidende Rolle spielen könnten!
Worum geht es?
Im Rahmen meines Vortrags bei Ihrer Mitgliederversammlung 2015 habe ich die seit den 1970er Jahren bestehende Behauptung erwähnt, der Erwerb des Dialekts würde den schulischen Erfolg von Kindern behindern (die sogenannte Sprachbarrieren-Debatte). Diese Behauptung ist unter anderem für den Rückgang der Zahl an Dialektsprechern verantwortlich.
Nun deuten aber Studien von Marburger Kollegen aus der Neurolinguistik, in denen es eigentlich um andere Fragestellungen ging, darauf hin, dass das Gegenteil der Fall sein könnte: Es deutet sich an, dass bei Sprechern, die einen Dialekt sprechen und daneben (heutzutage zwangsläufig) auch Hochdeutsch verwenden, mehr Gehirnareale bei kognitiven Leistungen, z.B. bei der Sprachverarbeitung, aktiv sind als bei Sprechern, die nur eine einzige Varietät beherrschen (in der Regel Hochdeutsch).
Diesen Vorteil von Dialektsprechern gegenüber reinen Hochdeutschsprechern zu belegen ist Ziel unseres Projekts. Wenn dies gelingt, ist die wissenschaftliche Sensation, die gleichzeitig eine enorme gesellschaftliche Relevanz hat, perfekt!
Hier kommen Sie und die Dialektsprecher des Hinterlands ins Spiel:
Wir benötigen mindestens 20 Sprecherinnen und Sprecher im Alter bis 45 Jahren (allerhöchstens 50 Jahre), die den Dialekt als Kind gelernt haben und ihn auch heute noch regelmäßig verwenden. Diese Personen würden wir gern zu wissenschaftlichen Experimenten einladen, und zwar:
1. Durchführung einiger interaktiver Tests, wie z.B. Dialektübersetzung (Dauer ca. 60 Minuten; kann bei uns im Institut oder auch bei den Teilnehmern vor Ort durchgeführt werden)
2. Teilnahme an einem MRT-Scan in der Marburger Uniklinik; dabei geht es lediglich darum, für die Dauer des Scans (ca. 30 Minuten) ruhig „in der Röhre“ zu liegen.
MRT-Scans sind völlig unbedenklich, der Körper wird nicht etwa irgendwelcher schädlicher Strahlung ausgesetzt. Klare Ausschlusskriterien für eine Teilnahme sind Schwangerschaft und im Körper befindliche, nicht entfernbare Metallteile. Vor Ort werden dann alle weiteren Fragen geklärt werden.
Mit den Experimenten wollen wir ab April dieses Jahres beginnen. Für die Teilnahme an der Untersuchung wird eine Aufwandsentschädigung gezahlt werden, deren Höhe allerdings noch nicht feststeht.
Wir wären Ihnen sehr dankbar, wenn Sie unser Vorhaben unterstützen könnten, indem Sie unsere Anfrage im Dialektverein und darüber hinaus verbreiten könnten (alle Empfänger können die Anfrage auch ihrerseits gern an Freunde und Bekannte, die einen Hinterländer Dialekt sprechen, weiterleiten). Alle Antworten nehme ich gern entgegen unter
kehrein@uni-marburg.de“
Ich bitte euch nochmals, diesen Text an möglichst Dialektsprecher weiterzuleiten.
Liebe Grüße
Jürgen Schneider
Dialekt im Hinterland e.V
Schriftführer