Dialekt CDS

Dokumentation der Hinterländer Dialekte

Dokumentation der Hinterländer Dialekte In den letzten Jahren ist das Interesse am Dialekt langsam wieder gewachsen. Offenbar stellen sich in einer zunehmend globalisierten Welt immer mehr Menschen die Frage nach ihren Wurzeln, ihrer Identität. Mundart als ein wesentliches Stück Heimat kann hier wichtige Hilfestellung leisten. In einer großen deutschen Tageszeitung war sogar schon von einer „Mundart-Renaissance“ die Rede. Bei aller Freude über diese Tendenzen darf nicht verkannt werden, dass die Mundarten in unserer Region als Alltagssprache leider immer noch eine rückläufige Entwicklung aufzeigen. Dialekte als rein gesprochene Sprachen unterliegen Veränderungen. Dies ist ein ganz normaler, sich seit Jahrhunderten vollziehender Prozess. Die Veränderungen in den letzten Jahrzehnten waren jedoch so gravierend, dass die weitere Entwicklung völlig offen scheint. Auch ein gänzlicher Verlust der Mundarten in unserer Region kann nicht ausgeschlossen werden. Vor diesem Hintergrund entstand im Sommer 2000 die Idee zu dem Projekt „Dokumentation der Hinterländer Dialekte“. Der jetzige Status quo der Dialekte sollte dokumentiert und damit „für alle Zeit“ erhalten werden. Folgende Ziele hatten die Initiatoren dabei im Blick: Das Projekt soll nach sprachwissenschaftlichen Kriterien den Dialekt in den Ortschaften des ehemaligen Kreises Biedenkopf dokumentieren. Das Projekt dient dazu, den Dialekt in den Orten populärer zu machen. Das Projekt fördert die Lebensgemeinschaft in den Orten und die Identifikation der Bewohner mit ihrem Dorf bzw. ihrer Stadt. An diesen Vorgaben orientiert wird das Projekt wie folgt näher erläutert: Die Ziele des Projekts beschreiben einen wissenschaftlichen und einen populären Teil. Die Dokumentation liefert eine Bestandsaufnahme der jeweiligen Mundart in Laut, Form und Wortschatz. Dabei können Ortsgeschichte, Anekdoten, Eigenheiten und Besonderheiten des Ortes aufgezeichnet werden. Die Medien für die Aufzeichnung sollen der technischen Entwicklung angepasst werden. Der Verein „Dialekt im Hinterland e.V.“ initiiert und begleitet die Durchführung des Projekts in den Ortschaften. Er stellt die Medien zur Verfügung und legt die Reihenfolge der Dokumentation in den einzelnen Ortschaften fest. In den jeweiligen Orten wird eine Projektgruppe gebildet, die für die Durchführung der Dokumentation verantwortlich zeichnet. Das Projekt soll mit einer Veranstaltung (z.B. Jubiläumsfest) abgeschlossen werden, bei dem die Ergebnisse der Dokumentation präsentiert werden. Schnell wurde den Initiatoren klar, dass ein solches Vorhaben ohne fremde Hilfe nicht zu realisieren sein würde, da die notwendigen Kenntnisse und Erfahrungen fehlten. So erfolgte im Jahr 2001 die Kontaktaufnahme mit Herrn Prof. Dr. Heinrich J. Dingeldein vom Deutschen Sprachatlas in Marburg. Dieses Institut der Marburger Philipps-Universität erforscht die Geschichte und die Weiterentwicklung der deutschen Sprache. Professor Dingeldein leitet die Arbeitsstelle Sprache in Hessen. Sein Spezialgebiet sind die hessischen Dialekte. Er war sehr angetan von dem Plan, die Dialekte einer ganzen Region umfassend zu dokumentieren und sagte seine Mitarbeit zu. Die konkrete Umsetzung des Projektes konnte beginnen. Im Sommersemester 2002 wurde in dem Seminar „Gesprochenes Deutsch im ländlichen Raum“ das Konzept für die Dokumentation in der Marburger Universität erarbeitet. Unter der Leitung von Prof. Dingeldein „brüteten“ zwölf Studenten und einige Vertreter des Dialektvereins über die beste Vorgehensweise. Im Vorlesungsverzeichnis der Universität wurde dies wie folgt angekündigt: „In einem weiteren Seminarabschnitt wird nach der Diskussion empirisch-sprachwissenschaftlicher Verfahrensweisen eine Pilotstudie zum gegenwärtigen Sprachgebrauch in einer Dorfgemeinschaft in der Nähe Marburgs in Angriff genommen“. Zunächst ging es also um eine sprachsoziologische Studie zum Gebrauch des Dialektes. In ca. acht Wochen wurde ein entsprechender Fragebogen erstellt. Als „Pilotort“ war Obereisenhausen ausgewählt worden. Mittels des Fragebogens wurden nun nach einem ausgewählten Muster Obereisenhäuser Bürger im Alter von 15 bis 75 Jahren befragt. Dabei ging es unter anderem darum zu erfahren, wie häufig und in welchen Situationen die Menschen Mundart sprechen, wie sich dabei fühlen, von wem sie Dialekt und Hochdeutsch gelernt haben, ob man durch Dialektsprechen benachteiligt ist und was sie über die Zukunft des Dialektes in ihrer Region denken. Im Anschluss an diese „Fragebogenaktion“ wurde das Konzept für die Tonaufnahmen erarbeitet. Dieser Teil war für den Dialektverein der Interessantere. Während die sprachsoziologischen Untersuchungen doch vorwiegend den Sprachwissenschaftlern und Studenten vorbehalten bleiben, sollen nach dem Konzept für die Tonaufnahmen die Mundarten aller weiteren Orte unter Leitung des Dialektvereins aufgenommen werden. Da für die Dokumentation einer rein gesprochenen Sprache ein Tonträger am besten geeignet ist, wurde beschlossen, die Tonaufnahmen auf CD’s zu konservieren. Den sprachwissenschaftlichen Teil der CD’s bilden die so genannten Wenkersätze. Benannt wurden sie nach Georg Wenker (1852-1911), dem Begründer des Instituts Deutscher Sprachatlas in Marburg. In den 70er und 80er Jahren des 19. Jahrhunderts versandte er Fragebögen mit jeweils 40 Sätzen in rund 50.000 Orte des damaligen Deutschen Reichs. Dort wurden sie mit Hilfe der jeweiligen Lehrer in die Ortsdialekte übersetzt und nach Marburg zurückgesandt. Durch die Verwendung dieser Sätze auf allen CD’s lassen sich die Dialekte der einzelnen Orte miteinander vergleichen und auch ein Abgleich mit dem Sprachmaterial von 1880 ist möglich. Für die heutigen Dialektsprecher sind diese ca. 120 Jahre alten Sätze teilweise gewöhnungsbedürftig. Sätze wie: „Mein liebes Kind, bleib hier unten stehen, die bösen Gänse beißen dich tot“ oder „Er tat so als hätten sie ihn zum Dreschen bestellt; sie haben es aber selbst getan“ gehören heute nicht mehr zum regelmäßigen Vokabular. Der Inhalt des populären Teils wird von den jeweiligen Orten selbst festgelegt. Dabei sollen in erster Linie Alltagsgespräche aufgenommen werden, aber auch Anekdoten, Märchen, Gedichte etc kommen in Betracht. Beachtet werden sollte dabei immer der Grundsatz: desto mehr freie Rede, desto besser. Im Frühjahr 2003 erfolgten die Tonaufnahmen in Obereisenhausen und die erste CD mit dem Titel „Su schwätzt Owereisehause“ konnte produziert werden. Durch die erfolgreiche Beendigung des „Pilotprojektes“ Obereisenhausen hatten die Initiatoren zwar die Kenntnisse erworben, um weitere CD’s erstellen zu können, aber auch die Erkenntnis, dass es u.a. aufgrund des recht hohen zeitlichen Aufwandes nicht möglich sein würde, die Mundarten aller ca. 60 Ortschaften des Altkreises Biedenkopf zu dokumentieren. In der Folge wurde die Konzeption daher weiterentwickelt. An Hand von Sprachkarten wurde das Hinterland in einzelne Sprachräume untergliedert. Ziel ist nun, aus jedem dieser Sprachräume den Dialekt mindestens eines Ortes auf CD zu erfassen. Im Rahmen des Projektes wurden die Dialekte der Orte Obereisenhausen (2003), Biedenkopf (2004), Buchenau (2005), Lixfeld (2006), Weidenhausen (2006), Holzhausen (2007), Dautphe (2007), Hartenrod/Schlierbach (2008), Diedenshausen (2008), Bad Endbach (2009), Wiesenbach (2009) und Weifenbach/Wallau (2010) auf CD’s konserviert.

So schwätzt Wäfeboch onn Walle

pic1_39„So schwätzt Wäfeboch onn Walle“ Die zwölfte Dialekt CD im Hinterland wurde in Weifenbach der Öffentlichkeit vorgestellt. Mit den Aufnahmen der Mundarten von Weifenbach und Wallau schließt der Dialektverein sein Projekt „Dokumentation der Hinterländer Mundarten“ ab. Einen „offiziellen Abschluss“ soll es in 2011 in einer gemeinsamen Veranstaltung mit der Philipps-Universität Marburg geben. Nach Hartenrod und Schlierbach sind nun zum zweiten Mal zwei Orte auf einer Dialekt CD vertreten. Grund für die gemeinsame Aufnahme ist neben den guten nachbarschaftlichen Beziehungen der beiden Orte die fast identische Mundart von Weifenbach und Wallau. Dass die Weifenbacher Musikanten den Wallauer Kirmesmarsch auf der CD erklingen lassen zeigt einmal mehr die enge Verbundenheit der beiden Dörfer.

Dialekt CD „So schwätzt Wesseboch“

pic1_36Am Sonntag, 16. August 2009 wird die Dialekt CD „So schwätzt Wesseboch“ der Öffentlichkeit vorgestellt. Die Präsentation erfolgt im Rahmen des 75-jährigen Jubiläums der Freiwilligen Feuerwehr Wiesenbach gegen 15.30 Uhr in der Sport- und Kulturhalle. Die CD dokumentiert umfassend die Sprache des Ortes im Boxbachtal. Der Hörer kann viel über das Dorf, seine Geschichte und seine Bewohner erfahren. So finden sich neben historischen Beiträgen auch aktuelle Themen auf der CD. Auch musikalisch widmen sich die Wiesenbacher ihrer „Muttersprache“. Neben Mundartliedern der Erwachsenen wurde auch ein von Kindern gesungenes altes Fastnachtslied aufgenommen. Da die jüngsten Teilnehmer noch keine zehn Jahre und die ältesten Sprecher auf der CD über 70 Jahre alt sind, kann auch die sich ändernde Aussprache von einzelnen Worten verfolgt werden. Mit der nunmehr elften Dialekt CD des Vereins „Dialekt im Hinterland“ wird erstmals die Mundart eines Ortes aus dem Untergericht des Breidenbacher Grundes umfassend dokumentiert. Wer mehr über die „Wessebicher“ Mundart erfahren möchte ich herzlich willkommen.

Dialekt CD „So schwätzt Embach“

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Am Sonntag, 12. Juli 2009 wird die Dialekt CD „So schwätzt Embach“ der Öffentlichkeit vorgestellt. Die Präsentation erfolgt im Rahmen des Bad Endbacher Dorffestes im Anschluss an den Gottesdienst (ca. 11.15 Uhr) im Kurpark. Mit der nunmehr zehnten Dialekt CD des Vereins „Dialekt im Hinterland“ wird die Mundart von Bad Endbach umfassend dokumentiert. Neben vielen Wortbeiträgen über das Dorf und seine Bewohner ist auch eine neue Version des „Embach Liedes“ zu hören. Wer mehr über die „Embacher“ Mundart erfahren möchte ich herzlich willkommen.

Dialekt CD „So schwätzt Denshause“

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Am Samstag, 13. Dezember 2008 wird die CD „So schwätzt Denshause“ im Rahmen der „Dorfweihnacht“ in Diedenshausen der Öffentlichkeit vorgestellt. Die Veranstaltung im Dorfgemeinschaftshaus beginnt um 14.00 Uhr. Die CD enthält eine umfassende Dokumentation der Sprache des Ortes im Ohetal. Der Hörer erfährt viel über das Dorf und seine Bewohner. Geschichten von früher und heute finden sich ebenso wie Gedichte und dörfliche Bräuche. Dabei gibt es neben ernsten Themen auch viel zum Lachen und Schmunzeln. Für die CD wurde sogar ein Mundartchor gebildet, der sich mit drei Liedern auf der runden Scheibe „verewigt hat.“ Auf der nunmehr neunten vom Verein „Dialekt im Hinterland“ produzierten CD wird sehr schön deutlich, dass die Mundart („Euse Platt“) für die 145 Einwohner von Diedenshausen nach wie vor einen sehr hohen Stellenwert hat. Wer mehr über die „Denshäuser“ und ihre „Muttersprache“ erfahren möchte ist herzlich willkommen.

Dokumentation der Hinterländer Dialekte

„So schwätzt Denshause“ lautet der Titel der nunmehr neunten Dialekt CD mit der eine weitere Mundart des Hinterlandes aufgenommen wurde. Pünktlich vor Weihnachten konnte die CD, die den Dialekt des Gladenbacher Stadtteils Diedenshausen umfassend dokumentiert, der Öffentlichkeit vorgestellt werden. Im Rahmen der Dorfweihnacht überreichte der Vorsitzende des Dialektvereins, Reiner Wagner dem Diedenshäuser Ortsvorsteher Gerhard Schmidt das erste Exemplar. Wagner wies darauf hin, dass es von der ersten Besprechung im April bis zur Aufnahme im September gerade einmal fünf Monate gedauert habe. Der zügige Ablauf zeige, dass Diedenshausen mit seinen etwa 140 Einwohnern noch fest im Dialekt verwurzelt sei und über eine sehr gut funktionierende Dorfgemeinschaft verfüge. Er bedankte sich bei allen, die an der Entstehung der CD mitgewirkt haben. Ortsvorsteher Schmidt freute sich besonders darüber, dass alle Altersgruppen des Dorfes auf der CD zu hören sind. So sei der jüngste Dialektsprecher gerade einmal fünf Jahre alt, während die älteste Sprecherin bereits auf stolze 86 Jahre zurückblicken könne. Derzeit sind mit Wallau/Weifenbach, Bad Endbach und Wiesenbach bereits drei weitere Dialekt CD’s in Vorbereitung. Die Aufnahmen sollen im Jahr 2009 erfolgen.

Dialekt CD „Su schwätzt Dauroff“

Was lange währt, wird endlich gut“ – unter dieses Motto könnte man die Dautpher Dialekt CD stellen. Bereits für 2005 vorgesehen, aber mehrfach zurückgestellt, kann sie nun endlich der Öffentlichkeit vorgestellt werden. Die Präsentation erfolgt am Mittwoch, 05. März 2008 im Rahmen der Neueröffnung des Generationentreffs im Bürgerhaus in Dautphe. Das lange Warten hat sich gelohnt. Mit dieser CD wird die Sprache von Dautphe umfassend dokumentiert. Eingeleitet von den „Dauroffer Glocke“ erfährt der Hörer viel über das Dorf und seine Bewohner. Traditionelle Kochrezepte werden ebenso vorgestellt wie tragische Ereignisse und lustige Anekdoten. Dialektgesang ist auch zu hören und hierfür zeichnen „de Jungbauern voh Dauroff“ und der MGV „Eintracht“ 1876 Dautphe verantwortlich. Wer mehr erfahren und insbesondere auch hören will ist herzlich willkommen. Die Vorstellung der CD soll gegen 17.00 Uhr erfolgen.

Dichterlesung mit Siegward Roth

pic1_28Siegward Roth begeistert Zuhörer bei Dichterlesung in Weifenbach „Was haben die Mittelhessen und die Bären in Alaska gemeinsam?“ Mit dieser Frage eröffnete Siegward Roth seine Dichterlesung in der Gaststätte „Zum Oswald“ in Weifenbach. Auf Einladung des Vereins Dialekt im Hinterland gab er zahlreiche Passagen seiner beiden Mundartbücher vor rund 70 Interessierten zum Besten. Hauptberuflich als Kriminalbeamter tätig, verfasste Siegward Roth nicht nur seinen regionalen Bestseller „Knotterbock“, sondern ebenso Fachbücher zum Thema Kriminalpsychologie. Auch in seinem neuen Mundartbuch „Geschlechterzores – En Leitfoarrem fier mittelhessische Männer“ greift der 55-jährige wieder einmal die Erkenntnis von Loriot auf: „Frauen und Männer passen ganz einfach nicht zusammen“. Roth wurde einem breiten Publikum insbesondere durch sein Mitwirken bei „Fäägmeel“, der bis heute erfolgreichsten hessischen Mundartgruppe, bekannt und galt als literarischer Kopf des Trios. Damals flossen seine Gedanken über den mittelhessischen Mann in seine Liedtexte ein und heute sind diese in seinen Büchern nachzulesen. Nachdem „Fäägmeel“ 2005 das Abschiedskonzert gegeben hatte, blieb Roth nicht untätig, denn seine Begeisterung für die mittelhessische Mundart war damit nicht erloschen. Seinem 2001 erschienen Buch „Knotterbock“ folgte im vergangenen Jahr das Buch „Geschlechterzores“. Mit Ausschnitten aus diesem ebenso scharfsinnigen wie amüsanten Buch begann Siegward Roth seine Dichterlesung. Gleich zu Beginn stellte er anhand einiger Beispiele dar, dass die Frauen den mittelhessischen Mann immer wieder zur Verwirrung bringen. Meist wird dies jedoch von den Männern ignoriert und sie lenken geschickt vom Thema ab. Auch das Problem des angemessenen Körpergewichtes ließ Roth in seinem Buch nicht aus. So erklärte er die verzweifelte Situation eines Mannes, den seine Frau eine Woche lang mit der Frage „Maanst du, aech wir se dick?“ löchert und ihr keine seiner Antworten genügt. Selbst als er ihr eine Waage besorgt, ist dieses Problem nicht aus der Welt, denn die Frage, ob Kleidung und Brille mit auf die Waage gehören ist nicht so einfach zu klären, wie es auf den ersten Blick scheint. In welch verschiedenen Welten Mann und Frau doch leben, machte Roth an dem Beispiel der Fußball-Europameisterschaft fest. Wenn sie während des Spieles auf die Toilette muss und zu ihrem Mann sagt „Aech muss emol ofs Klo. Bass emol so lang oacht deass naut bassiert, solang aech drauße sei“ und der Mann die Welt nicht mehr versteht. Mit solchen Aussagen sorgte Roth bei seinem Publikum für zahlreiche Lacher. Besonders ein Beispiel traf die Lachmuskeln der Zuhörer punktgenau: Ein Ehepaar sitzt morgens beim Frühstück und er beschwert sich, dass man sich sein Leben lang abrackert und dann merkt man plötzlich, dass das Leben fast vorbei ist. Und dann steht einer der beiden alleine da. Worauf sie dann antwortet: „Wann dann emol aner vo eus zwaa stirbt, dann zäih aech glaaw’ ich wearre nooch Wetzlar“. Anschließend las er noch einige Stellen aus seinem ersten Buch „Knotterbock“ vor, in dem er mit den Vorurteilen gegen den mittelhessischen Mann aufräumt. Roth erläuterte, dass die Mittelhessen eher vorsichtig sind, vor allem in neuen Dingen. In diesem Zusammenanhang wies er darauf hin, dass der von Justus Liebig in Gießen erfundene Kunstdünger erst um die ganze Welt „reisen“ musste, bevor er in Mittelhessen Fuß fassen konnte. Zwar war der Mittelhesse der Erste dem Justus Liebig die neue Erfindung vorstellte, dieser hatte sich aber kommentarlos umgedreht und „woar Meast foahrn gegange“. Dies soll den alten Liebig damals fast zur Verzweiflung gebracht haben. Abschließend verblüffte Siegward Roth das Publikum mit der Erkenntnis, dass Amerika seine Unabhängigkeit den Mittelhessen zu verdanken habe. Diese kämpften als Soldaten auf der Seite der Engländer, wegen Trunksucht war jedoch ihre Kampfkraft deutlich geschwächt, sodass letztlich die Engländer den Kürzeren zogen. Im Anschluss an die Lesung stellte sich Roth bereitwillig den Fragen der Zuhörer und kam den vielfachen Wünschen auf Signierung seiner Bücher nach. Die Mundartfreunde im Hinterland können sich auf einen besonderen Leckerbissen freuen. Am Freitag, 11. April 2008 kommt Siegward Roth in den Landgasthof Zum Oswald nach Weifenbach und wird aus seinem Buch „Geschlechterzores – En Leitforrem fier mittelhessische Männer“ vorlesen. Bestens bekannt ist Siegward Roth auch im Hinterland durch seine Mundartgruppe „Fäägmeel“, mit der er jahrelang sein Publikum begeisterte. Aber auch als Lyriker ist er längst zu einer festen Größe geworden. Mit dem „Geschlechterzores“ stellt er in humorvoller Weise einen nicht ganz ernst gemeinten fröhlichen Leitfaden für die Männerwelt vor. Hintergründiges, Anekdoten sowie Zwiegespräche zwischen Mann und Frau lassen das Buch auch für Frauen zu einer äußerst interessanten Lektüre werden, die zum besseren Verständnis des unverstandenen Gatten oder Partners beitragen kann. Die Dichterlesung findet im Anschluss an die Mitgliederversammlung des Vereins „Dialekt im Hinterland e.V.“ statt und wird gegen 20.00 Uhr beginnen. Herzlich eingeladen sind alle Liebhaberinnen und Liebhaber der mittelhessischen Mundart. Der Eintritt zu der Veranstaltung ist frei.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Fähigkeiten

Gepostet am

16. Februar 2016